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FAZ-Feuilleton-Preis an Klaus Rössler Foto: Klaus Rössler

Was digitale Ruinen über strategisches Marketing lehren

Oder: Wie ich den Feuilletonpreis der FAZ Frankfurter Allgemeinen Zeitung gewann und was das mit Ihrer PR-Strategie zu tun hat

Ein launiger Blick auf Zeit, Aufmerksamkeit und die Kunst, relevant zu bleiben – von jemandem, der gerade seine 15 Minuten Ruhm erlebt

Ende Oktober 2025 stehe ich im Deutschen Theater Berlin und nehme den mit 10.000 € dotierten Feuilletonpreis der Frankfurter Allgemeinen Zeitung entgegen. Die Jury, FAZ-Herausgeber und Feuilleton-Chef Jürgen Kaube und die Feuilleton-Redakteure Sandra Kegel, Niklas Maak und Simon Strauß, hatte entschieden: Mein Essay “Digital Ruins – Wie verlassene Pixel die Zeit bezeugen” ist preiswürdig.

Was sind digitale Ruinen? (Und warum sollte das einen Mittelständler interessieren?)

Stellen Sie sich vor: Ein Minecraft-Server, auf dem jahrelang gespielt wurde. Virtuelle Städte wurden gebaut, Gemeinschaften entstanden, Geschichten wurden geschrieben. Und dann: Nichts mehr. Keine Spieler. Keine Aktivität. Der Server läuft noch, die Welt ist intakt – aber bedeutungslos.
Das sind digitale Ruinen.
Nicht zerstört. Sondern vergessen.
Und jetzt die unbequeme Wahrheit: Ihre Website ist vermutlich auch eine digitale Ruine.
Technisch perfekt. Gut gehostet. Regelmäßig aktualisiert. Aber: Wann hat das letzte Mal jemand mehr als 30 Sekunden dort verbracht? Wann hat ein Artikel eine echte Diskussion ausgelöst? Wann hat ein Blogpost zu einem Geschäftsabschluss geführt?

Die Paradoxie der perfekten Konservierung

Mein Essay beschäftigte sich mit einem Phänomen: Je perfekter wir Dinge digital konservieren können, desto fragiler wird ihre Bedeutung.

Beispiele:

  • NFTs, die für Millionen verkauft werden – und dann in digitalen Wallets vergessen werden
  • Metaverse-Galerien, die leer stehen
  • KI-generierte Bilder, die tausendfach geklickt, aber nie wirklich betrachtet werden

Die Preisfrage der FAZ lautete: “Wie viel Zeit braucht die Kunst?
Aber die eigentliche Frage dahinter ist: Wie viel Aufmerksamkeit können wir noch aufbringen in einer Welt des Überflusses?
Und genau diese Frage stellt sich auch im Marketing und in der Unternehmenskommunikation.

Was ich als Marketing-Consultant vom Essay-Schreiben lernte

Sie fragen sich jetzt vielleicht: Was hat das mit meinem Business zu tun?
Alles.

Content ist nicht gleich Aufmerksamkeit
Ich hätte meinen Essay auf Medium veröffentlichen können. Oder auf LinkedIn. Oder auf meiner eigenen Website. Technisch: kein Problem. Reichweite: vermutlich minimal.
Stattdessen habe ich auf eine Ausschreibung reagiert. Eine kuratierte Plattform. Eine Institution mit Reputation (FAZ).

Die Lektion: Nicht jeder Content braucht eine eigene Plattform. Manchmal ist es strategisch klüger, in bestehende, kuratierte Räume zu investieren.

Für Ihr Business:

  • Gastbeiträge in Fachmedien schlagen eigene Blogposts
  • Auftritte bei etablierten Events schlagen eigene Webinare
  • Kooperationen mit anerkannten Partnern schlagen Solo-Kampagnen

Knappheit schafft Wert

Die FAZ vergibt einen Preis pro Jahr. An eine Person. Für einen Text.
Das Gegenteil von: “Wir posten dreimal täglich auf LinkedIn.”

Die Lektion: Weniger, aber dafür herausragend, schlägt viel und mittelmäßig.

Für Ihr Business:

  • Ein brillanter Thought-Leadership-Artikel pro Quartal
  • Eine wirklich gute Kundengeschichte statt zehn oberflächliche Case Studies
  • Ein Event, das man nicht vergisst, statt zwölf Networking-Frühstücke

Unkonventionelle Perspektiven gewinnen

Ich hätte über die Zeitlichkeit in der klassischen Malerei schreiben können. Sicher. Solide. Langweilig.
Stattdessen: Minecraft, NFTs, verlassene Metaverse-Galerien.

Die Lektion: In einem überfüllten Markt brauchen Sie nicht den besten Content. Sie brauchen den
unterscheidbarsten.

Für Ihr Business:

  • Welche Perspektive auf Ihre Branche hat noch niemand eingenommen?
  • Welche Analogie würde überraschen, aber erhellen?
  • Welche unkonventionelle Story könnten nur Sie erzählen?

Andy Warhol hatte Recht

“In the future, everyone will be world-famous for 15 minutes.”

Die Marketing-Lektion:

Wir alle jagen der Sichtbarkeit hinterher. Dem viralen Post. Dem großen Durchbruch. Den 15 Minuten Ruhm.
Aber vielleicht ist die bessere Frage nicht: “Wie bekomme ich Aufmerksamkeit?
Sondern: “Was mache ich mit der Aufmerksamkeit, die ich habe?

Denn jedes Unternehmen, jede Marke, jeder Mittelständler hat irgendwo Aufmerksamkeit:

  • Ihre bestehenden Kunden
  • Ihr Netzwerk
  • Ihre Mitarbeiter
  • Ihre Partner

Die Frage ist: Nutzen Sie diese Momente?

High-Value Marketing ist wie ein guter Essay

Als strategischer Marketing- und PR-Consultant arbeite ich mit Unternehmen daran, nicht nur sichtbar zu werden, sondern bedeutsam zu bleiben.

Und die Prinzipien eines preiswürdigen Essays gelten auch für High-Value Marketing:

  1. Klare Kernthese
    Mein Essay hatte eine zentrale Aussage: Zeit ist kein technisches, sondern ein kulturelles Problem.
    Ihre Marketing-Message: Was ist Ihre eine, zentrale Botschaft?
  2. Konkrete Anschaulichkeit
    Ich bin nicht abstrakt geblieben (“Digitalität verändert alles”), sondern konkret geworden (verlassene Minecraft-Server).
    Ihre Marketing-Kommunikation: Zeigen Sie, nicht erklären.
  3. Unerwartete Verbindungen
    Minecraft + Philosophie der Zeit = überraschend, aber erhellend.
    Ihre Positionierung: Welche unerwartete Kombination macht Sie einzigartig?
  4. Authentische Stimme
    Ich habe geschrieben, wie ich denke – nicht wie ich glaube, dass ein FAZ-Essay klingen sollte.
    Ihre Markenstimme: Klingen Ihre Texte nach Ihnen? Oder nach “professionellem Marketing-Sprech”?

Was kommt nach den 15 Minuten?

Hier ist die unbequeme Wahrheit: In ein paar Monaten wird niemand mehr wissen, wer 2025 den FAZ-Feuilletonpreis gewonnen hat. Mein Name wird eine Fußnote sein. Der Typ, der über Minecraft und NFTs und die digitale Unendlichkeit schrieb.
Und das ist okay.
Denn ich habe etwas gelernt, das auch für Ihr Marketing gilt:
Es geht nicht darum, für immer relevant zu sein. Es geht darum, in dem Moment, in dem Sie Aufmerksamkeit haben, etwas Bedeutsames zu tun.
Ein brillanter Kundenworkshop ist wichtiger als zwölf mittelmäßige Webinare.
Ein Artikel, der wirklich gelesen wird, ist mehr wert als zehn, die nur geklickt werden.
Ein Kunde, der Sie weiterempfiehlt, ist wichtiger als hundert LinkedIn-Follower.

Fazit: Was Sie von einem One-Hit-Wonder lernen können

Ich bin (bis jetzt noch) kein etablierter Autor. Ich habe keine Bibliografie. Ich habe einen Preis gewonnen – und werde vermutlich nie wieder einen gewinnen.
Aber genau das macht meine Perspektive wertvoll:
Ich weiß, wie man aus dem Nichts Aufmerksamkeit generiert. Ich weiß, wie man mit unkonventionellen Ideen durchdringt. Ich weiß, wie man in 15 Minuten einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Und das ist genau das, was High-Value Marketing ausmacht:
Nicht die lauteste Stimme sein. Sondern die, die man nicht vergisst.

Über den Autor:
Klaus Rössler ist strategischer Marketing- und PR-Consultant mit Fokus auf High-Value-Positionierung für Mittelständler. Neben Weinkultur interessiert er sich für digitale Kultur und unkonventionelle Marktperspektiven. Im Oktober 2025 gewann er den Feuilletonpreis der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für seinen Essay “Digital Ruins – Wie verlassene Pixel die Zeit bezeugen”. Den Text findet man unter
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/klaus-roessler-fuer-den-f-a-z-feuilletonpreis-wie-verlassene-pixel-die-zeit-bezeugen-110711947.html

Klaus Rössler, Roessler ProResult (roesslerpr.de)

Klaus Rössler

Klaus Rössler ist strategischer Marketing- und PR-Consultant mit Fokus auf High-Value-Positionierung für Mittelständler. Neben Weinkultur interessiert er sich für digitale Kultur und unkonventionelle Marktperspektiven. Im Oktober 2025 gewann er den Feuilletonpreis der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für seinen Essay “Digital Ruins – Wie verlassene Pixel die Zeit bezeugen”. Den Text findet man unter https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/klaus-roessler-fuer-den-f-a-z-feuilletonpreis-wie-verlassene-pixel-die-zeit-bezeugen-110711947.html Klaus Rössler, Roessler ProResult (roesslerpr.de) Digital Marketing * PR * Public Relations * Positionierung * Chatbot * Data * Daten * Analytics * Data Strategy * Data Engineering * Marketing * KI * AI * Voicebots * Kommunikation * Digitalisierung * Content * Vertrieb * Business Development * SEO * SEA * AI Overview * LLM * ChatGPT * Sichtbarkeit in LLMs * LLMO * GEO * Vertriebsunterstützung